Ein Luftballon fliegt auch nicht ohne Luft – Ostseeman 2012

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Bevor es am kommenden Wochenende zum nächsten Triathlon geht ein paar Worte zum Ostseeman von vor drei Wochen, besser spät als nie ;)

Vor jedem Rennen formuliere ich mir drei Ziele. In diesem Fall war es: 1. Finishen (ist IMMER das erste Ziel) 2. Unter 10 Stunden 3. den Marathon unter 3:30h. Was dann für eine Platzierung rausgekommen wäre, hätte ich dann gesehen, Podium wäre natürlich super toll gewesen. Gleich vor weg: Nur das erste Ziel konnte ich verwirklichen. Ich hatte keinen Druck, weder in den Beinen noch im Kopf. Druck im Kopf ist nicht unbedingt von Vorteil, dennoch pusht er einen zu Leistungen, wenn der Körper denn mitspielt… und eben der Kopf.

Am Donnerstag vor dem Rennen (Sonntag) haben wir uns auf den Weg in den hohen Norden gemacht. Glücksburg war das Ziel, eine kleine, sehr schöne, gemütliche Stadt. Nachdem wir das Zimmer bezogen haben sind wir gleich auf das Rad um die Strecke zu erkunden. Da im Rennen 6 x 30 KM Runden zu fahren sind konnte man also prima eine Runde abrollern. Die Strecke war super! Zwar nicht so 100% „meine“, aber sehr abwechslungsreich, viele Kurven, gute Strassenverhältnisse, Natur, kleine Dörfer… schön. Ich mag zwar lieber lange Geraden die wellig sind, noch ein wenig Wind von vorn, eben „Drücker-Strecken“. Das war hier nicht so gegeben, aber dennoch freute ich mich auf die zweite Disziplin.

Die Tage vor dem Rennen verliefen wie immer recht unspektakulär, außer das Wetter hielt mich auf Trap. Regen wie aus Kübeln, dann wieder Sonne satt. Mit so was kann ich nicht arbeiten ;) Als am Sonntag um 3:45h der Wecker klingelte und ich den heftigen Regen gehört habe wäre ich am liebsten liegen geblieben. Ich kann doch nicht fahren wenn die Strassen naß sind, da trage ich doch mein Rad um die Kurven! Aber mein personalisierter Wetterbericht versicherte mir, dass es nur eine „Husche“ ist und alles gut werden würde. Da ja eine gute Ehe vertrauen voraussetzt bin ich dann mal aufgestanden.

Und er hatte recht: Pünktlich bei Ankunft in der Wechselzone hörte es auf zu Regnen. Nach den üblichen letzten Vorbereitungen war es auch schon so weit und ich stand wieder einmal am Strand, in Gummi gehüllt und harrte der Dinge die da kommen mögen. Aufregung: Nicht die Spur. Wettkampf-Gedanke: Nicht wirklich. Bereit mir weh zu tun?: Hielt sich in Grenzen. Alles ganz komisch.

Und dann erfolgte der Startschuß und es passierte erst einmal: Nichts. Zumindest bei mir. Ich habe die Anderen ins Wasser gehen lassen und fing dann auch so langsam an mich in Bewegung zu setzten. Nachdem ich dann Hüfttief im Wasser war habe ich mich bequemt auch mal los zu schwimmen. Aber erst einmal schön gerade (man musste links um eine Boje) um ja nicht ins Getümmel zu kommen. Welches Getummel!?! Das war kein Ironman und deutlich weniger Starter, aber man konnte ja nie wissen. Mein Liebster hat die ganze Szenerie vom Steg aus gefilmt. Er erzählte mir danach, dass er am Liebsten zu mir gesprungen wäre um mich zu fragen, was ich denn hier mache!?! Er war dann so sauer, dass er dann auch gegangen ist. Zwar noch nicht zurück nach Berlin, aber er war kurz davor ;)

Ja, bis auf den Start war das Schwimmen dann auch okey, habe natürlich eine Menge Leute überholt (nicht schwer wenn man fast ganz hinten ist). Der Rest läßt sich kurz zusammen fassen:

 

Rad lief gut, alle Runden sehr konstant gefahren, aber nicht mit der letzten Konsequenz, wie zum Beispiel in Klagenfurt im letzten Jahr. Ich war nicht bereit mir weh zu tun. Das Ganze glich eher einer zügigen Trainingseinheit als einem Wettkampf. Nicht falsch verstehen, eine 5:13h fahre ich auch nicht mal eben so, aber so richtig mit Druck war das nicht.

Der abschließende Marathon  war okey, nicht mehr, nicht weniger. Als ich merkte, dass die Zeit nicht annähernd  für eine 3:30h reichen würde, bin ich dann nur noch „nach Hause“ gelaufen. Ein wenig wurde mein Kampfgeist auf den letzten Kilometern geweckt und zwar als ich merkte, dass ich auf die 4. Platzierte auflaufe. Leider hat auch sie das bemerkt und noch einmal ordentlich Paroli geboten. Zum Schluss waren es 50“. Aber das war mir nicht wichtig, ob vier oder fünf. Viel mehr hatte ich damit zu tun, dass ich meine eigenen Ziele mehr als verfehlt hatte :(

 

Analyse:

Schon im Vorfeld habe ich ständig gesagt das ich müde bin, keine rechte Lust habe mich dolle anzustrengen. Nicht die beste Vorraussetzung für eine Langdistanz. Vielleicht habe ich zu wenig auf meinen Körper gehört und zu spät rausgenommen. Aber müde ist man ja immer irgendwie bei dem Training für eine Langdistanz. Und so habe ich meinen Trainingsplan verfolgt, auch wenn manche Einheiten echt zum abgewöhnen waren ;) Armer Stephan…

Ich bin enttäuscht von mir, da es echt viel von einem abverlangt das Training so durchzuziehen. Seit dem wir im Norden wohnen gestaltet sich mein Schwimmtraining nur mit viel zeitlichem Aufwand. Das habe ich 3x die Woche gemacht. Für was!?! Um dann gemütlich ins Wasser zu spazieren und dort alleine gute 3min liegen zu lassen? Dafür hätte ich das nicht machen müssen.

Das Wetter war in den letzen Wochen nicht toll, es kam nicht selten vor, dass man pitsch nass vom Radtraining nach Hause kam. Aber auch nur, weil man die lange Ausfahrt durchzuziehen wollte. Und dann fährt man im Wettkampf nicht mit der letzten Konsequenz. Jetzt mag man sagen, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, da ja noch der Marathon kommt. Aber wenn man (Zeit)Ziele hat muss man eben auch was riskieren.

Beim Marathon… ja, was war da? Ich weiß es nicht. Am Anfang hatte ich ganz schön mit meinem Rücken zu tun, alles war fest, vom Hintern bis zu den Oberschenkeln. Aber das war nicht der Grund. Verpflegung? Ich hatte auf dem Rad mehr als genug zu mir genommen und beim laufen auch… dachte ich zumindest. Im Nachhinein ist mir bewußt geworden, dass es vielleicht doch zu wenig war. Ich weiß es aber nicht wirklich. Ãœber meine Laufzeit war ich wirklich traurig. Aber so ist das: Mal läuft es, mal eben nicht.

Auch wenn es diesmal nicht „mein“ Tag werden sollte, bin ich dennoch stolz auf mich: Der Ostseeman war mein 11. Ironman/ Langdistanz und ich habe alle elf ins Ziel gebracht.

Es waren einige darunter die wirklich schwer waren und ich bis zum letzten kämpfen musste, aber ich habe alle gefinisht. Und nur mal so nebenbei: Alle auf meinem ersten Tri Rad, dem guten alten Quantec. Und zum Abschluß hat es der Roadrunner sogar bis in die Zeitung geschafft :)

Ich habe den Wettkampf noch gebraucht, denn nun bin ich „satt“. Die Luft ist raus. Das war im letzten Jahr noch nicht so. Seit drei Wochen gibt es keinen Trainingsplan mehr. Alles was jetzt noch kommt wird „mitgemacht“, und nicht darauf hin trainiert. Wie am kommenden Wochenende: Da fahren wir zu Freunden und nebenbei wird ein wenig geschwommen, geradelt und gelaufen :) Da freue ich mich sehr drauf!

Genießt den restlichen Sommer!

Eure Anja

 

 

 

 

 

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2 Responses to “Ein Luftballon fliegt auch nicht ohne Luft – Ostseeman 2012”

  1. Moni
    23. August 2012 at 7:47 #

    toller, ehrlicher Bericht. Ich kann dich so gut verstehen…
    Du machst das alles genau richtig!!

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