Challenge Roth 2014: Anja wird deutsche Langdistanzmeisterin

Da ist die Mama

Weißt du was auf der Uhr steht ? – 10:29

Vor mir liegt mein Freund Christian auf der Massagebank mit einem Eisbeutel und weint. „Alles okay, hast du Schmerzen„, frage ich. „Nein, das sind Freudentränen …

Ich stehe im Zelt der Altenversorgung im Ziel der Challenge Roth. „Wie komme ich hier hin ?“ Hier dürften doch eigentlich nur Athleten sein.
Die nette Helferin hatte mich 2 Minuten vorher mit Anjas Startnummer am Ansgang des Athletenbereichs in Empfang genommen. Ich solle meiner Frau helfen, es ging ihr nicht so gut.

Das Thermometer zeigt 35 Grad – im Schatten – es ist irgendwas nach 16:00 Uhr. Anja ist schon eine Weile im Ziel, aber der Kreislauf ist im Keller.
Neben Ihr spielen sich ganz andere Szenen ab. Meine Frau ist doch noch fit, hat sie doch gerade ihre 12. Langdistanz gefinisht, die Altersklasse gewonnen und dazu ist sie noch neue deutsche Meisterin auf der Langdistanz in ihrer AK geworden.
Aber diesen Bedingungen müssen alle Tribut zollen. Also setzen wir uns erst Einmal hin.

Eigentlich begann ja alles 10 Meter von hier vor fast genau 12 Monaten.

Luis war gerade mal 2 Monate auf dem Planeten, als ich Morgens – fast noch Nachts – in der Schlange für die Anmeldung der Challenge Roth 2014 stand um Anja und Christan an zu melden.

Jetzt liegen die hier wie die Käfer auf dem Rücken und sind glücklich, Alles richtig gemacht“ – aber was war das wieder für ein Tag:

Wie fast immer bei einer Langdistanz klingete der Wecker um 4:00 Uhr. Auch für die Supporter heißt es dann: „Aufstehen!„. Ich war ja schon Tage vorher fix und fertig, weil ich wusste wie gut meine Anja drauf war – zum Glück durfte ich mich am Freitag selbst etwas austoben und falle so den anderen Leuten nicht mehr ganz so viel auf die Nerven. Cool auch, das Anja zum Breakfast with Bob durfte :)

Breakfast with Bob

Breakfast with Bob

Jetzt heißt es das richtige Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung zu treffen. Ich seh das Anja immer schon morgens an. Vor 3 Jahren in Klagenfurt hat es gestimmt und auch an diesem Morgen scheint es wieder zu klappen.

Noch schneller zu Fuß Foto: Lothar Schulz -www.triathlonfoto.de

Schon um 6:00 früh ist klar: „Das wird für Alle ein sehr, sehr heißer und harter Tag.
6:45 Uhr – 15 min nach den Profis gehen Alle Frauen ins Wasser, mit über 500 Teilnehmern die größte der 14 Startwellen.
Ich hatte Anja gebeten sich doch bitte in die erste Reihe zu stellen um nicht wieder einen „Ostseeman-Tag“ zu erleben. Ein kurzer Blick durch Monas Riesenobjektiv zeigte: „Brav, Alles richtig gemacht“ :)

Mit dem Knall der Kanone war nun auch Luis endlich wach und der Tag begann. Christian sollte 30 min später ins Wasser gehen.
Auf dem Rückweg vom Wendepunkt begann dann die Suche nach Anja noch kurz bevor ich dachte: „Das isse doch ..“ winkte sie uns schon zu. „Super, die ist also noch entspannt„. Luis hat sich mehr für den Hubschrauber als für die „Mama“ interessiert, aber das passt schon.

Rock'n Roll

Rock’n Roll

Die Schwimmsplits waren allgemein nicht besonders schnell und Anja saß nach 1:04h schon auf dem Rad.
Nach einem kurzen „Hallo“ an Mutter, Vater, Eheman, Sohn und Freunden ging es auf die 180km.

Für die Helfer hieß es jetzt „kurz durchatmen„. Nach einem Kaffee ging es für Mona, Lutz und mich zum Solarer Berg. Wie schon vor 15 Jahren ist hier die Stimmung einfach unfassbar. Besser geht es nicht !

Pünktlich“ erscheint Anja oben am Berg und ich versuche ihr 1,2 Infos zu geben. „Die fährt wie ein Uhrwerk„.

Hau rein!

Hau rein!

Dann das Warten auf Christian. Auch er ist „Pünktlich„, aber rast den Solarer Berg schneller hoch als mancher Profi. Unfassbar. „Okay, es macht ihm offensichtlich Spass, hoffentlich überzieht er nicht

Fist of iron

Fist of iron

Jetzt los zum nächsten Treffpunkt. Als Supporter hat man’s auch nicht leicht. Ich habe mir mal den Spass erlaubt und meine Weg an diesem Tag getrackt.
Ganze 40 km habe ich so beim Anfahren der einzelnen Punkte zusammen bekommen. Insgesamt konnte ich Anja so 16 Mal sehen.

Nachdem unsere beiden Sportler dann nach 180 KM den Radpart hinter sich hatten und sich auf dem Weg zum Laufen machten, hieß es für Freunde und Familie erstmal „Pause„. Sie sollten erst wieder bei Kilometer 25 stehen.

Ich wollte meine Anja aber schon am Laufkilometer 4 sehen, also nix wie rauf auf’s Rad. „Die bleibt ja schließlich nicht stehen„.

Angekommen bei Kilometer 4 traf ich auch die Freunde Sarah, Markus und Dirk, die uns nicht nur immer mit topaktuellen Infos sondern auch mit schönen Fotos versorgen – und einen Schluck zu Trinken gab’s auch :)

Bei km 130 auf dem Rad ging es Anja wohl nicht so gut, aber beim Laufen sah sie TOP aus. So schnell konnte ich fast gar nicht hinterher laufen, so fix war die. „Super, hoffentlich bleibt das so, es ist schließlich heiß und es ist eine Langdistanz“.

Alle Zweifel waren unbegründet, als ich Anja von der gegenüberliegenden Kanalseite aus laufen sah – Super! Trotz Dixie-Stopp war sie klasse unterwegs, hatte ich schon erwähnt, das sie vor einem Jahr den Luis geboren hat ?

Bei Kilometer 6 bzw. 17 konnten sich dann Christian und Anja, wie geplant, das erste Mal abklatschen, hatten die beiden doch oft und lange miteinander trainiert. Christian sah erschreckend locker aus, ich hatte an dieser Stelle schon sehr, sehr viel Schlimmers gesehen.

Dann die erste Schrecksekunde – „Uhrwerk Anja“ kam nicht zu der von mir berechneten Zeit. Was war passiert? Es stellte sich heraus, das das Wetter auch an einer Anja nicht Spurlos vorübergeht und sie noch 2 Mal auf’s Dixie-Klo musste, aber der Zeitverlust blieb im Rahmen.

Schon zu Begin der Laufstrecke hatte sie die Führung in der Alterklassen-Wertung der Challenge übernommen. Im Rennen um die Deutsche Meisterschaft lag sie von Anfang an weit vorne.

Kilometer 25 bzw. 33: Bilder voller Emotionen, eingefangen von Ramona.

Anja’s größter Fan mit seinem Opa an der Strecke.

 

Da ist die „Mama“ und bei 33km gibt es dann eine Bussi von der Mama.

An dieser Stelle muss gesagt werden, das dieses Rennen, so hart es auch war, niemals so gelaufen wäre, wären da nicht Oma und Opa, die uns bei unserem Sport zu 100% unterstützen. Ohne diese Unterschützung wären Anjas Erfolge in diesem Jahr nicht möglich gewesen!

An der Strecke waren es Ramona, Lutz, Sarah, Markus, Dirk, Sören, Anja H. und Albrecht. In Schwabach Sören und Nicole die uns ebenfalls zu 100% unterstützen. Ohne diese Leute wäre das Alles so nicht möglich gewesen – 1000 Dank an euch Alle, oder wie Sarah es so treffend formulierte: „Wir alle sind Deutsche Meisterin“ :)

Ich stand nochmals 1km vor dem Ziel: AK-Sieg, deutsche Meisterin und das Alles bei diesen harten Bedingungen: Fantastisch !

So konnte Anja den Zieleinlauf ihrer 12 Langdistanz ganz in Ruhe genießen.

40 Minuten später lief dann mein Freund Christan ins Ziel seiner ersten Langdistanz.

Christan hat ein klasse Rennen hingelegt und sich die 226km bei diesen Bedingen sehr gut eingeteilt – der Lohn dafür: Ein tolles Langdistanzdebut – Glückwunsch !

Und so liegen sie hier wieder: totmüde, aber Glücklich – Langdistanz halt :)

RACE ON!

Stephan

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3 Responses to “Challenge Roth 2014: Anja wird deutsche Langdistanzmeisterin”

  1. 7. August 2014 at 19:06 #

    Glückwunsch an alle Beteiligten und natürlich vor allem dir, Anja. Eine unglaubliche Leistung. Eine Freude, dein Video anzuschauen.

    Respekt auch vor der Leistung des Supporters. Fast ein Marathon. Man glaubt es ja immer kaum, was die Menschen an der Seite der Starter so alles mitmachen. Aber wo war der Support und Techniker am letzten Wochenende?! :D Glückwunsch auch dazu. Trotz Bremse eine tolle Leistung.

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