IRONMAN Austria 2011

Ziel

Das Rennen ist nun drei Tage her und ich möchte gerne ein paar Zeilen zu diesen für mich wirklich sehr schönen Tag schreiben. Allerdings… ich weiß gar nicht so recht was ich groß schreiben soll, denn ich kann es recht kurz und knapp zusammen fassen: Ich hatte einen perfekten Tag, mit guten Armen und Beinen, einen starken Kopf, ein perfektes  Supporter Team um mich herum und auch die nötige Portion Glück, die bei so einem Rennen dazu gehört.

Ich konnte mir das komplette „Wunsch-Paket“ abholen: Finishen (bei der Distanz immer noch keine Selbstverständlichkeit), eine Zeit unter 10 Stunden und eine Altersklassen Platzierung. Obendrauf kam noch die Qualifikation für Hawaii.

Die Anfahrt nach Klagenfurt am Mittwoch vor dem Rennen verlief ohne Probleme und vor Ort warteten auf Stephan, Thorsten und mich schon meine Eltern. Sie sind schon einige Tage vorher mit dem Wohnmobil los gefahren um ein schönes Plätzchen auf dem nahe gelegenen Campingplatz zu sichern. Die Tage bis zum Rennen bestanden aus ein wenig Training, Startunterlagen abholen, viele Freunde und Bekannte treffen, letzten Tipps und Gespräche vom Trainer abholen und natürlich essen und ausruhen.

Und dann war es auch schon Sonntag: Raceday, und ich habe es gesund und munter an die Startlinie geschafft, yeah! ;) Das war schon mal die halbe Miete.

Schwimmen

Nachdem ich im Kopf wirklich noch einige Blockaden wegen Marbella habe, ordnete ich mich wieder recht weit hinten und so weit es geht am Rand ein. Nach dem üblichen Gerangel am Anfang, das ich jedoch ganz gut hinbekommen habe (ich bin sehr schnell an den Rand geschwommen), konnte ich nach ca. 400m richtig mit dem schwimmen beginnen. Ich habe schnell bemerkt, dass ich auf meiner „Außen-Bahn“ viele überholt habe.

Schwimmstart

Die letzten 900m waren im Lendkanal zurückzulegen, aber auch hier konnte ich recht gut durchschwimmen, obwohl es recht voll in diesem sehr schmalen Stück war. Toll war, dass mein Vater, der als Zuschauer am Rand gesessen hat, mich erkannt hat und ich ihn auch sofort sehen konnte! Kurz gewunken und mit einem Lächeln im Gesicht ging es weiter. Kurz vor dem Ausstieg schmerzte ganz kurz, doch recht heftig etwas an mein er rechten Hand. Was bzw. wie doll es war sollte ich allerdings erst auf dem Rad sehen.

1. Wechsel

Zur Wechselzone musste man einen ganz schönen „Walk“ von ca. 400m zurücklegen. Dann die gewohnte Routine: Neo aus, Helm, Brille, Rad Schuhe und Startnummer aus den Wechselbeutel kippen, Neo rein, Helm und Brille auf, Starnummer um und mit den Schuhen in der Hand zum Rad, noch einmal gute 200m rennen. Nach 01:06h (Schwimmzeit 01:02h) saß ich auf meinem Rad.

Rad

Nachdem ich noch Stephan gesehen habe ging es auf die erste von zwei Rad Runden. Die Runden sind wunderschön und machen sicher eines der Highlights dieses IRONMAN’s aus: Die ersten Kilometer entlang des Wörthersee’s, danach vorbei an Seen und durch eine traumhaft schöne Landschaft. Eine Runde besteht aus 800 HM, die u. a. durch den Rupertiberg zusammenkommen.

Gleich am Anfang habe ich dann bemerkt, was das Ergebnis des stechenden kurzen Schmerzes beim Schwimmen war: Ich hatte einen recht großen Cut an meinem Ring- und Mittelfinger!  Und das blutete! Nachdem ich das mitbekommen habe realisierte ich erst einmal wie ich ausgesehen habe: Blut an meinen Beinen, Oberarmen, Rad Schuhen, vom Lenker ganz zu schweigen. Das ist natürlich auch sofort einem Race-Marshall aufgefallen. Die schauen nicht nur das sauber gefahren wird, sondern sortieren Athleten, die scheinbar Probleme haben, auch aus. Er zeigte auf mich und meinen Helm (klar, ich muss schon in der Wechselzone geblutet haben und dementsprechend hatte ich auch Blut am Helm) und wollte wissen was los ist. Ich habe ihm gesagt, dass es „nur“ ein kleiner Schnitt  ist und ob er mir bitte ein Taschentuch geben könnte. Zum Glück gab er sich damit zufrieden und reichte mir ein Tuch, dass ich straff um meine Finger wickelte um die Blutung zu stoppen, denn ganz geheuer war mir das auch nicht.

Roadrunner in the slaughterhouse

Aber es hatte zum Glück geholfen und es hörte auf zu bluten. Allerdings konnte ich nicht richtig mit der rechten Hand an die Bremsen greifen, aber das hatte ich ja eh nicht so oft vor ;)

In der ersten Runde war es mir persönlich noch viel zu kalt und ich brauchte eine Weile um warm zu werden. Dennoch konnte ich von Beginn an mit Druck fahren und so waren nach 2:30h die ersten 90 KM geschafft.

Beep Beep !

Am Wendepunkt habe ich meine Lieben gesehen und das gab Kraft für die zweite Runde :) Da war es allerdings recht voll auf den ersten Kilometern, so dass ich nicht erneut meinen Rhythmus aufnehmen konnte, denn ich musste immer wieder bremsen um nicht zu dicht auf die anderen Athleten aufzufahren. Das war so ein großes Paket und ich wollte auf keinen Fall eine Zeitstrafe kassieren! Am ersten größeren Anstieg war dieses Problem allerdings zum Glück gelöst. Überraschenderweise standen am ersten Berg Stephan und Max, was mich so gefreut hat! :)

Nach weiteren 2:35h war der Radpart absolviert und somit war ich noch gut dabei um unter 10h zu bleiben.

2. Wechsel

Rad „zu Hause“ abstellen, den Laufbeutel schnappen und ab ins Wechselzelt. Helm runter, Laufschuhe an (meine geliebten Saucony Kinvara – die beste Entscheidung überhaupt!), Startnummer nach vorn, Garmin schnappen und los ging der Marathon.

Laufen

Hier lief es, bis auf einen kurzen Moment, einfach nur prima. Nach den ersten vier Kilometern hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Ich hatte ständig einen Blick auf meinen Puls und „horchte“ auf meine Beine. Die fühlten sich super an!

Leider ging gleich zu Beginn meine Garmin aus, was ich nicht sofort bemerkte und somit wußte ich nicht, wie lange ich ohne ‚Zeit stoppen‘ gelaufen bin. Ich habe dann einfach mit 10 min gerechnet.

Nach Ende der ersten Runde bekam ich kurz Probleme in Form von – einer Art -  Seitenstechen. Diese waren mir aber aus dem Training bekannt  und ich wußte was zu tun war: Gehen und tief atmen. Die Schmerzen sind so heftig, dass ich es leider nicht durch langsameres Laufen weg bekomme. Das gab natürlich einen kurzen Schrecken, denn ich wußte nicht wie lange ich damit zu tun haben werde. Aber zum Glück hatte ich das Problem nach ca. 3 min im Griff und konnte weiter laufen. Und ich lief und lief und das fühlte sich einfach nur gut an! Naja, ich will mal nicht übertreiben, aber so gut wie bei diesem IM Marathon habe ich mich wirklich noch nie gefühlt. Ich hatte wirklich das Gefühl zu laufen und nicht vor mich hin zu „arbeiten“.

Ab KM 32 wurde es natürlich schwerer, aber das ist normal. Stephan meinte dann kurz zu mir, nur noch unsere Bäcker Runde und das hat geholfen :)

Finishline

Und dann war es so weit: Die Finishline kam immer näher. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass selbst mit meinen 10 min die ich immer rauf gerechnet habe, ich einen Marathon um die 3:30h gelaufen sein musste. Das bedeutete eine Endzeit unter 10h. Als ich dann die Uhr im Blick hatte konnte ich nicht fassen was ich sah: 09:38h! Es kam kurz der Gedanke, ob das wirklich meine Zeit sein kann. Aber klar, der Start ist für alle gleich. Ich war so unfassbar glücklich dass ich die letzten Meter nur noch gegangen bin und die Stimmung genossen habe :) Im Ziel stand dann auch gleich Stephan, der mich mit Tränen in den Augen in die Arme genommen hat. Wir haben es beide zusammen geschafft!

Und da bin ich auch schon an der Stelle, wo ich mich bedanken möchte bei den Menschen, die mich die ganzen Monate und Wochen zuvor unterstützt haben, um diese Leistung zu bringen:

Als erstes ist es natürlich Stephan. Aufgrund seiner Verletzung konnte er seit Wochen nicht mehr laufen und hat mich bei meinen langen Koppelläufen mit dem Rad unterstützt, meine Stimmungsschwankungen ertragen und mich immer wieder motiviert und mir versucht mehr Selbstvertrauen in meine Leistung zu geben. ICH LIEBE DICH! Dein Rennen wird auch noch kommen!

Mein Freund und ich

Dann kommen natürlich mein Trainer Uli und seine Frau Katja. Ohne eure Pläne, die mich oft zur totalen Erschöpfung gebracht haben, hätte sich das Rennen nicht so gut angefühlt. Ihr habt mehr in mir gesehen als ich selber. Danke für die vielen Telefonate, für das wunderschöne Trainingslager und für die „Schlüsseleinheiten“ :)

Dann natürlich meine Eltern, die mich selten zu Gesicht bekommen haben. Und wenn ich da war, Verständnis dafür hatten, dass ich gleich nach dem Essen weg geschlafen bin :)

Das gleich gilt für meine/ unsere Freunde.

Und natürlich ein großes Dankeschön an Alle, die mich/ uns unterstützen!

Den Slot für die Weltmeisterschaft auf Hawaii habe ich nicht angenommen. Ich hatte das Glück, dass ich schon zwei mal dort starten und finishen konnte und letztes Jahr gemeinsam mit Stephan dort eine wunderschöne Zeit verbracht habe.

Nun ist es doch ein wenig mehr geworden was ich zu „Papier“ gebracht habe ;) Aber es war ein wirklich besonderer Tag für mich und der muss erst einmal verarbeitet werden.

Die nächsten Tage werden wir noch am idyllischen Wörthersee verbringen, die Seele baumen lassen und einfach nur Urlaub machen.

Liebe Grüße,

Eure Anja

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7 Responses to “IRONMAN Austria 2011”

  1. Antje U.
    7. Juli 2011 at 22:55 #

    Hallo Anja,
    meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem perfekten Rennen. Das war ja die Krönung einer bis dahin schon tollen Saison.
    Weiterhin alles Gute und gute Erholung.
    Liebe Grüße
    Antje und Familie

  2. Moni
    8. Juli 2011 at 9:40 #

    Anjaaaa – ich hab Gänsehaut und Tränen in den Augen. Ich freu mich soooo sehr für dich. Die Zeit ist einfach fabelhaft!! Bis hoffentlich ganz bald mal wieder, dann kann ich dir nochmal persönlich gratulieren.

  3. Rita&Peter
    8. Juli 2011 at 9:57 #

    Liebe Anja,
    allerherzlichsten Glückwunsch von uns für das tolle Rennen. Wir haben mitgefiebert… Suuuper! Und toller Bericht.
    Jetzt wünschen wir Dir/Euch noch gute Erholung von dem anstrengenden Tag.
    Viele Grüße
    Rita&Peter

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